Buchrezension: "Service" von Sarah Gilmartin

In "Service" entführt uns die Autorin Sarah Gilmartin in die pulsierende Welt der Gastronomie, wo nicht nur exquisites Essen, sondern auch dunkle Machenschaften und unerwartete Wendungen auf dem Menü stehen. Das Buch, veröffentlicht im Verlag Kein & Aber, wirft einen eindringlichen Blick auf das brisante Thema sexueller Übergriffe am Arbeitsplatz und die damit verbundenen Folgen für alle Beteiligten.

 

Die Geschichte dreht sich um Hannah, eine ehemalige Angestellte in einem renommierten Restaurant, die widerwillig in einem Gerichtsverfahren gegen ihren früheren Chef, den Sternekoch Daniel, aussagen soll. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein, als sie mit den schmerzhaften Erinnerungen konfrontiert wird. Auf der anderen Seite steht Daniel, der beschuldigt wird, seine Position ausgenutzt zu haben, und dessen Leben und Karriere durch die Anschuldigungen ins Wanken geraten. Seine Frau Julie steht vor der Herausforderung, mit den Enthüllungen über ihren Mann umzugehen, und muss sich zugleich mit den Belastungen der Medien und dem möglichen Zusammenbruch ihrer Familie auseinandersetzen.

 

Besonders interessant an Gilmartins Werk ist die Entscheidung, die Geschichte aus der Perspektive von drei Erzählern zu präsentieren: Daniel, Julie und Hannah. Durch diese vielschichtige Herangehensweise erhalten Leserinnen und Leser einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten, die jeweils unterschiedliche Facetten der Handlung beleuchten.

 

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und realistisch dargestellt. Daniel wirkt einerseits charmant, andererseits jedoch manipulativ und selbstgefällig. Julie erscheint als eine Frau, die viel erträgt und für die der Schutz der Familie über den eigenen Bedürfnissen steht. Hannah hingegen wird als wissbegierig beschrieben, froh darüber, aus ihrer ärmlichen Familie einen Einblick in die Welt des Reichtums zu bekommen.

 

Besonders gelungen ist die Darstellung der Atmosphäre in dem Restaurant, in dem Egos und Geheimnisse brodeln, während alle Mitarbeiter trotz des Wissens um die Vorfälle weiterhin mitspielen. Gilmartin zeichnet ein realistisches Bild der Arbeitskultur in der Gastronomiebranche und legt dabei den Finger in die Wunde eines gesellschaftlichen Problems, das in der MeToo-Ära hochaktuell ist.

 

Insgesamt ist "Service" ein fesselnder Roman, der ein wichtiges Thema anspricht und dabei einen tiefen Einblick in die Welt der Gastronomie bietet. Durch die vielschichtigen Charaktere und die raffinierte Erzählweise bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend und hinterlässt beim Leser nachdenkliche Impulse.

 

 

978-3-0369-5018-1
Verlag Kein & Aber
320 Seiten
Erscheinungsdatum 29.02.2024

 

 

 

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